Der Trompeter von Säckingen
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Literarische Ecke

Mathilde Eichstädt-Graber

Mathilde Eichstädt-Graber

Heimatdichterin, geboren am 04.11.1905 in Männedorf/Zürichsee, gestorben am 25.06.1967 in Säckingen.

Schwester von Rudolf Graber, dem in Säckingen im "Rudolf-Graber-Haus" in der Werderstraße 11 geborenen Schweizer Schriftsteller (1899 - 1958), der sich durch seine Kindheitserinnerungen in seinem letzten Roman "Blüten im Wind" in Bad Säckingen einen Namen gemacht hat. Nach ihm sind eine Schule und eine Strasse benannt.

Mathilde Eichstädt-Graber war das einzige Mädchen neben drei Brüdern; nach dem Tode des Vaters im Jahre 1910 kehrte die Mutter mit den Kindern von Männedorf nach Säckingen zurück. Während Mutter und Brüder bereits 1911 nach Basel zogen, blieb Mathilde bei Grossmutter und Tante in Säckingen. Erst nach dem Besuch der Volks- und Realschule folgte sie 1918 ihrer Familie nach Basel, wo sie ihre Schulausbildung 1920 beendete. Sie lebte auch anschliessend in Basel. 1931 heiratete sie Paul Godemann aus Essen, mit dem sie sieben Jahre in Grossburschla/Thüringen und weitere sechs Jahre in Wetter bei Marburg lebte.

Bereits während der Zeit in der Fremde begann sie - damals noch in hochdeutscher Sprache - Gedichte zu schreiben, die teilweise damals schon auch ihre Heimatstadt Säckingen zum Thema hatten.

Godemann fiel 1944 auf dem Rückzug vom Russlandfeldzug in der Ukraine. Daraufhin kehrte Mathilde endgültig nach Säckingen zurück. Nach einer kurzen, wenig glücklichen Ehe, aus der ihr heute in Murg-Niederhof lebender Sohn Rainer A. Buess hervorging, heiratete sie 1951 den Küfer Assaf Eichstädt, mit dem sie bis zu ihrem Tode 1967 im Geburtshaus ihres Bruders Rudolf Graber in der Werderstrasse 11 lebte.

Hier hatte sie ihre fruchtbarste Zeit als Verfasserin von Mundartgedichten, die Zeile für Zeile von ihrer Liebe zu dem verträumten alten Städtchen Säckingen und ihrer Heimat am Hochrhein zeugen. An Mathilde Eichstädt-Graber erinnert ein Gedenkstein auf dem Familiengrab Rimbach im Bad Säckinger Au-Friedhof.

Hier eine kleine Auswahl ihrer Gedichte:

'S git Freud und Leid

'S muess jede Mensch e Chrüzli ha,
's git Freud und Leid uf Ärde.
Nur wär sich guet dri schicke cha,
het's Züg zum glücklich wärde ! -
  
'S muess jede Mensch e Wörtli ha,
wenn öbber chunnt go chlaage -
e lieb's, e guet's - er hebt sich dra -
schöpft Muet - und 's hilft em trage ! 
  -
'S muess jede Mensch e Freudli ha,
suscht duet si Härz versuure. -
Wer froh sii und no lache cha,
dä brucht me nit z'beduure.
  
'S muess jede Mensch e Tränli ha,
in Freud, in Leid und Schmärze,
denn jedi Träne - dänket dra,
quillt us em diefschte Härze ! -
  
'S muess jede Mensch e Gwüsse ha:
an Liib und Seel verlore
goht, wer sich nümm dra halte cha -
er isch umsunscht gebore.

De Schlosspark im Winter

Bald het de Winter 's Regimänt
mit Schnee und Iis und Rääge -
die schöni Summerzit isch z'Änd -
de Biiswind chunnt go fääge. -

Chasch nümm in aller Seelerueh
im Schlosspark promeniere
bim Sunneschii - Konzärt dezue -
de müesstisch jo verfriere ! -

Sehsch niene keini främde Lüt -
kei Chindli hörsch me lache -
kei Röseli am Wägrand - nüt -
's isch uus mit däne Sache. -

'S fliegt kei Rakete uf in d' Nacht,
losst bunti Schtärnli keie -
nei - bald wird's liiselig und sacht
schlohwissi Flöckli schneie. -

Und am Trompeterschlössli duet
de Wind si Müetli chüele -
er tobt um d' Ecke voller Wuet
mit Pfiiffe und mit Brüele ! -

Im Schatte vo-m-e Blüetebaum -
wär het nit gärn dört g'sässe ? -
'S isch aim grad wie-n-en schöne Traum,
dä me nümm cha vergässe. -

Isch au de Winter chalt und ruuch,
goht Schnee und Rääge nieder:
De erschti warmi Früehligshuuch
schänkt is de Schlosspark wieder !

En Summerdaag am Bärgsee

Wie lieblich liegt de Bärgsee do,
wenn d' Sunne glänzt und glüeht,
wenn jede Schtrahl si Liechtli no
wie Silber drüber schprüeht.

E Flimmere isch ringsumhäär -
huuchzart schwäbt's in de Luft,
wie wenn's e fiines G'schpinschtli wär
us Tau und Danneduft.

Das chöschtlich diefi Himmelsblau,
säll Wölkli wiiss wie Schnee,
die grüene Gipfel drunter - schau,
si schpiegle sich im See.

Vom Wasser hallt en Ruederschlag,
e Juuchze do und döört,
nüt, was de frohi Summerdaag
am Bärgseeufer schtöört.

Und 's Echo drait de See entlang
e-n-alti Melodie -
Trompete blost vom Felsehang -
chas neume schöner si ?

E Lüftli schtriich'let sanft und liis
grad wie-n-e liebi Hand,
isch's nit e chleines Paradies,
das Schtückli Heimetland ?

D' Säckinger Brugg

Scho vier Johrhundert, so lang i do schtand,
drääg i d' Lüt duure-n-und z'ruck in ihr Land.
Generatione in alle Schtuufe -
vom Kind bis ins biblischi Alter uufe:
'S Eind e Schtüggli - 's Ander e Schtugg -
bis zum letschte Gang über d' Brugg.
Sorglos hän d' Bürger miim Brüggli verdraut -
het me nit d' Pfiiler us Felseschtei baut ?
Unwätter und Grieg - urg'waltigi Woge,
si hen mi verschont - si sin wiiterzoge:
denn de heiligi Nepomuk
het g'schützt und behüetet si Brugg;
und 's G'schtell isch us guetem schwarzwälder Holz. -
Uf ihri Rhiibrugg sin d' Säckinger schtolz !
Me duet mi vo beide Site beschtuune,
cha loose, wie d' Fluete ruusche und ruune.
I gilt as en sältene Schmugg -
wo git's uf de Wält so-n-e Brugg ?
Mi Ziegeldächli git Schärme-n-und Schutz,
drum sin au die Lüt so närrsch ab miim Butz !
Vom G'länder uus d' Umgäbig betrachte -
in aller Gmüetsrueh uf's Wälleschpiel achte -
wäm goht's nit durch's Härz wie-n-en Rugg:
Mer wäre doch arm ohni d' Brugg.
Mer sin uf de hölzerne Brugg
als Chinder scho duure-n-und z'rugg.
'S isch hüt no-n-e Freud, under's Dächli z'schlupfe - '
's wär e Sünd, d' Säckinger Brugg z'verschupfe !
Si chnüpft sit jehär e fründliches Band
zwüsche zwei Völkli bis wit über's Land.

Erinnerungen an den Schlosspark

Wenn zur lieben Sommerszeit
wir im schönen Schlosspark sassen
und in stiller Fröhlichkeit
plaudernd oft die Welt vergassen,
ach, so manches Stündlein doch -
weisst du noch ?
Auf den weissen Bänken dort
unter den Kastanienbäumen,
unserm trauten Lieblingsort,
liess es sich so herrlich träumen,
war es kühl und schattig doch -
weisst du noch ?
Um den Rasen, duftig fein,
Tag für Tag die Rosen blühten,
die auf ihren Stengelein
hold in zartem Rot erglühten,
Busch an Busch am Wegrand doch -
weisst du noch ?

Wie im Märchen, stillverträumt,
lag das Schloss vom Park umgeben,
von des Himmels Blau umsäumt,
und geheimnisvolles Leben
wog um seine Mauern doch -
weisst du noch ?
Wenn es wieder Sonntag war
und die Instrumente klangen,
frohe Lieder, hell und klar,
lieblich durch den Schlosspark drangen,
war das Herz voll Wonne doch -
weisst du noch ?
Weisst du noch? - so fragt man sich
wohl noch oft an trüben Tagen.
Wenn des Sommers Glanz verblich,
half den Winter uns ertragen,
selige Erinn'rung doch -
weisst du noch ?

En Gang durch die alte Gasse

Wem-me so durch's Schtädtli goht,
do und dört e Wiili schtoht,
d' Schtross durab lauft - d' Gass durii -
bis zum Gallusturm an Rhii:
Gmüetlich - heimelig - vertraut
isch es, wo me-n-aneschaut. -
Hüsli, schmal und altersschwach,
ducke schüüch sich unter's Dach,
windschief eins am andre-n-a,
ussevor e Läubli dra,
d' Farb verblasst - vergilbt am G'schtell -
d' Fänschterschiibli schpiegelhell.
Hoch an's Giebeli hiezwängt,
oder nooch an Chärndel drängt,
cha-me Dachterässli seh -
nätteri git's nienemeh. -
'S flatteret e Wösch im Wind -
so wit obe dröchnet's g'schwind.
Im-me Winkeli verschteckt
schtoht en Chriesbaum halb verdeckt;
's Gärtli blüeht wer weiss nit wie,
d'Blueme dufte wie no nie;
über's Müürli ame Pflock
chlätteret en Roseschtock. --

D' Schtimmli um de Brunnerand
mahne-n-is an's Chinderland -
und me seht und hört sich no
sälber rings um's Dröögli goh -
's Ärmelschürzli pflätternass,
's Pflaschter au bis wit in d' Gass.
'S luegt e-n-uralt's Wächterpaar
aabe-n-uf die Hüüslischar,
b'hüetet si, ob schpoot, ob früeh,
Johr für Johr, und scheut kei Müeh:
mäldet d' Zit in jedes Huus,
lüttet d' Fiirtig ii und uus.
Tönt en volle Schtundeschlag,
dänkt me, morn isch no en Daag !
Schländeret in aller Rueh
schtillvergnüegt im Märktplatz zue.
Um das Schtündli isch's jo gliich -
's macht is glücklich - z'friede - riich !